[ Zum Anfang ] zurück

 

Prof. Dr. Klaus Peper:

Ciborinia camelliae Kohn

Sclerotinia camelliae Hara
Camellia Flower Blight
Camellia Petal Blight
Kamelienpest
Kamelien Blütenbrand
Kamelien Blütenfäule

Beschreibung

Die Braunfäule der Kamelien ist in Japan heimisch und wurde um 1938 nach Californien eingeschleppt. Seither hat sie sich in ganz USA verbreitet und wird seit 1993 auch in Neuseeland nachgewiesen. Neuerdings gibt es sie in Portugal, Spanien, Bretagne, Italien, Schweiz, Cornwall und jetzt auch in Deutschland..

Die Braunfäule ist eine Infektion der Blütenblätter mit dem Pilz Ciborinia camelliae Kohn. Der Pilz überdauert den Winter als schwarzer, lederartiger Körper (Sklerotium) im Erdreich. Rechtzeitig zur Kamelienblüte im Frühjahr treibt er Fruchtkkörper (Apothecia oder Becherpilze), aus denen dann Ciborinia Sporen aktiv in die Luft geblasen werden.

Die Sporen sind klebrig, kurzlebig und haben nur dann eine Chance auf Überleben, wenn sie auf ein Kamelienblütenblatt oder eine sich gerade öffnende Blütenknospe treffen. Gelangen sie auf andere Teile der Kamelie, andere Pflanzen oder deren Blüten, ins Erdreich, ins Glashaus oder an die Hosenbeine von Besuchern, so sterben sie bald ab.

Die Verbreitung durch die Luft ist ansonsten sehr effektiv. Man sagt, daß eine Umgebung von mehreren hundert Metern, sogar bis 2 km verseucht wird. Es gibt ein Beispiel, daß der Wind Sporen über eine 20 km breite Wasserstraße trug und dort Kamelien infizierte.

Gelangt eine Spore endlich auf ein Kamelien-Blütenblatt , so keimt sie und wächst als Pilz-Myzel aggressiv weiter, bis die Blütenblätter innerhalb von Tagen braun sind. Das Mycel befällt wirklich nur die Blütenblätter, alle anderen Strukturen der Pflanze bleiben gesund (nimmt man zur Zeit an), und fremde Pflanzengattungen werden auch nicht befallen.

Das wachsende Ciborinia-Myzel bildet in diesem Zustand - wie viele andere Pilze auch - zwar asexuelle Sporen (hier: Mikrokonidien) aus, die glücklicherweise aber steril sind und nicht zur Verbreitung des Pilzes beitragen. Somit ist sicher, daß infizierte Blüten nicht ansteckend auf weitere Blüten oder andere Pflanzen sind. Zur eigentlichen Fortpflanzung müssen infizierte Blüten zu Boden fallen, wo sich das myzel-befallene Blütengewebe in zwei bis drei Wochen in ein Sklerotium (dauerhaftes hartes Myzel-Gewebe) umwandelt, welches überwintert und erst zur nächsten Kamelienblüte Haupt-Fruchtkörper (Apothecien oder Becherpilze) bildet, die dann das Umfeld mit vitalen Sporen verseuchen.

 

Erkennungsmerkmale

goto: Die Merkmale in Wort und Bild.

goto: Mehr für den Experten

 

Maßnahmen

Die eigentliche Gefahr besteht in der Verseuchung des Erdreiches mit Sklerotien. Wenn Sie peinlich genau alle befallene Blüten entsorgen, so können auch keine Sklerotien entstehen. Prägen Sie sich die Krankheitszeichen genau ein. Wenn Sie unsicher sind, so senden Sie uns eine Blüte. Die richtige Entsorgung besteht im Verbrennen oder Vergraben der Abfälle, alternativ geben Sie diese in einer Plastiktüte in den Hausmüll oder in den Postweg an uns.. Sie handeln grob fahrlässig, wenn Sie braune Kamelienblüten auf den Komposthaufen werfen.

Entdecken Sie eine infizierte Kamelie in Ihrem Bestand, so fahnden Sie erstmal nach der Sporenquelle. Ist die Pflanze neu erworben (zur Zeit der wahrscheinliche Fall), so entsorgen Sie lediglich die infizierten Blüten. Da die Pflanze selbst gesund ist, werden weitere, erst bei Ihnen aufgehende Knospen dann gesunde Blüten hervorbringen. Haben Sie keine Sorge, daß diese Pflanze Ihren Bestand anstecken könnte. Informieren Sie jedoch Ihren Lieferanten von Ihrem Verdacht und melden den Befund an uns oder den ICS. Behalten Sie Ihre Sammlung aber in den nächsten Jahren im Auge.

Geschah die Infektion bei Ihnen, da die Pflanze schon länger als 4 Wochen bei Ihnen steht, so ist Ihre Erde oder ein Topf bereits mit Sklerotien verseucht. Es werden dann deutlich mehr Pflanzen erkranken. Entsorgen Sie deren Blüten genauso peinlich, aber 6 Jahre lang. Zusätzlich kontaktieren Sie das zuständige Pflanzenschutzamt für weitere Maßnahmen. Tritt das Problem im Gewächshaus auf, so ist es wahrscheinlich beherrschbar, tritt es bereits im Garten auf, so ist die Schlacht wohl verloren. Da hilft dann die Hoffnung, daß der Pilz bei uns weniger aggressiv ist. Bitte melden Sie uns den Befall. Leider gibt es infizierte Gewächshäuser inzwischen auch in Deutschland.

Achten Sie bitte bei Ausstellungen, Händlern und Märkten auf Krankheitszeichen an Kamelienblüten. Glauben Sie welche zu entdecken, so informieren Sie fairerweise den Verantwortlichen. Ist er ungehalten, wenden Sie sich mit Grausen und berichten uns und allen Ihren Bekannten. Ist er besorgt, so lassen Sie sich in das nächste Internetcafe einladen und zeigen ihm die Information in www.kamelien.de, oder schenken ihm dieses Faltblatt. Ist er informiert, so vertrauen Sie ihm weiterhin. Verantwortliche Kamelienbetriebe klären auf.

Bitte seien Sie besonders vorsichtig bei Pflanzen, die Sie im Ausland, in Gartencentern oder Lebensmittelketten erwerben, denn hier liegt zur Zeit die Hauptinfektionsquelle. Mißtrauen Sie dem Personal, es ist nicht immer aufgeklärt. Glauben Sie vor allem nicht, daß es eine harmlose Form von Kamelienfäule gäbe, die nur witterungsbedingt auftritt. (Zur Zeit eine beliebte Ausrede).

Pilzmittel (Fungizide) können unterstützend hilfreich sein, wenn deren Anwendung in einen Gesamtplan eingebunden wird. Wenden Sie Fungizide deshalb nur in Absprache mit Ihrem Pflanzenschutzamt an. Der Rat, infizierte Blüten zu spritzen, ist ziemlicher Unsinn, weil wenig effektiv, und peinlich genaues Einsammeln viel einfacher und wirksamer ist.

Für passionierte Sammler, die bekanntlich vor nichts zurückschrecken: Sie können Kamelien durchaus auch aus infizierten Quellen gefahrlos erwerben, wenn Sie alle Blühknospen ausbrechen und alle Erde entfernen. Wahrscheinlich werden wir in Zukunft bei Importen mit dieser Auflage leben müssen (jetzt schon Praxis bei Importen aus USA).

Wenn Sie unbedingt eine bestimmte Kamelie erwerben wollen, so fragen Sie nach Pflanzen, die neu getopft sind, d.h. deutlich nach dem letzten Frühjahr in ein steriles Substrat gekommen sind. Hier ist die Gefahr der Sklerotien- Verseuchung gering. Mit einer eventuellen Blüteninfektion (unmittelbar vor dem Kauf) können Sie ja jetzt ohne Panik umgehen: einfach alle befallenen Blüten sorgfältig entsorgen.

Kamelien-Verkäufer:
Ein Schutz besteht darin, auf das moderne
"delivery just in time"
zu verzichten. Kaufen Sie Ihre Kamelien im Herbst, und möglichst nur Exemplare, die erst nach der Blüte neu getopft wurden. Dies ist teurer als die Überwinterung in Italien, aber ziemlich sicher.

 

Strategische Maßnahmen beim Kamelien GAU

Der größte anzunehmende Unfall (GAU) ist eingetreten, wenn Sie eines Frühjahrs feststellen, daß wesentliche Teile Ihrer Kamelienblüten im Wintergarten, Gewächshaus oder gar im Garten von der Fäule befallen sind. Nicht bei Ihrem Nachbarn, sondern bei Ihnen sitzen irgendwo Ciborinia-Becherlinge, die ihre Sporen in die Luft blasen. Sie müssen die Becherlinge nicht einmal entdecken. Noch ist Ihr Hobby nicht verloren. Informieren Sie unverzüglich Ihr zuständiges Pflanzenschutzamt (Adressen bei Kamelien.de). Sehen Sie in Absprache mit dem Amt folgende Maßnahmen vor:
  • Mechanische Maßnahmen: Entsorgen Sie alle befallenen Kamelienblüten. Halten Sie die Umgebung peinlich sauber. Strikte Gewächshaus oder Gartenhygiene ist die wichtigste und wirkungsvollste Maßnahme von allen.
  • Decken Sie die Erde mit schwarzer Folie ab. So kann das Substrat im Topf oder draußen immer sauber gehalten werden, und Apothecien können darunter nicht gut gedeihen.

    Entfernen Sie im Gewächshaus die obere Erdschicht und ersetzen sie durch steriles Substrat. Versuchen Sie alternativ, die Erde mit einen Bodendämpfer zu sterilisieren.

  • Fungizide können helfen, den Infektionsdruck zu mildern. Zum einen können Sie die Blüten vor den Sporen schützen, indem Sie diese alle 2 Tage sorgfältig besprühen oder gar tauchen. Dies geht bei kleinen Beständen. Angesichts des Aufwandes ist das sorgfältige Entfernen von infizierten Blüten allerdings die bessere und sicherere Methode.

    Leider verhindern systemische Fungizide (die von den Wurzeln aufgenommen werden) eine Blüteninfektion nicht. Offenbar kann das systemische Mittel die Barriere an der Blütenbasis nur schlecht überwinden.

    Sklerotien sind durch Fungizide kaum zu treffen. Allerdings ist die Phase im Frühjahr, in der sich die Pilzchen (Apothecien) bilden, wieder empfindlich.

    Die Anwendung von Fungiziden ist mit dem zuständigen Pflanzenschutzamt abzustimmen. Generell gilt, daß die meisten wirksamen Fungizide nicht außerhalb der genehmigten , im Beipack angegebenen Einsatzgebiete nicht verwendet werden dürfen.

  • Biologische Kontrolle durch Gegenpilze bieten einen vielversprechenden Ansatz. Eng verwandt mit Ciborinia ist der Schadpilz Sclerotinia, der ein richtiger Allesfresser ist und Salat, Chrysanthemen, Kiwis und fast alles andere brauchbare befällt. Maßlose Allesfresser werden häufig bestraft: zum Beispiel von dem Bodenpilz Coniothyrium minitans. Trifft dessen Spore im Boden ein Sklerotium von Sclerotinia sclerotiorum, so wird die letztere umfunktioniert. Coniothyrium ist weiterhin ein gutartiger Pilz, der eben nur von Sklerocien lebt.

    Die gute Nachricht: Sporen von Coniothyrium minitans kann man preiswert kaufen, sie sind auch in Deutschland offiziell zugelassen (Contans WG: Prophyta). Eine weitere gute Nachricht kommt von Frau Dr. Alison Stewart, Lincoln University, in Neuseeland: Coniothyrium minitans wirkt auch gegen Ciborinia camelliae. Die Sporen werden in Wasser aufgeschwemmt und in die Erdoberfläche eingearbeitet. Der richtige Zeitpunkt der Anwendung liegt im Sommer bis zum Herbst.

Keine der genannten Maßnahmen wirkt für sich zu 100%. Darum sollte eine Kombination aller möglichen Strategien ins Auge gefasst werden. Zumindest für befallene Wintergärten oder Schauhäuser könnte so eine Bekämpfung erfolgreich sein.
Besprechen Sie sich mit den Behörden: Vermeiden Sie ein mögliches Bußgeldverfahren bei selbst verordneter Fungizidanwendung.

 

Offene Fragen

Bisher lebten die Kamelienliebhaber in Deutschland mit der Meinung, die Pest beträfe sie nicht, oder in der heimlichen Hoffnung, dem Pilz sei es hier zu kalt. Beide Annahmen sind leider falsch. Unsere Region steht zur Zeit unter einem erheblichen Infektionsdruck, sicher von außerhalb, möglicherweise aber auch schon von innerhalb. Der Pilz hat gezeigt, daß er sich zumindest im Gewächshaus in Deutschland etablieren kann. Geben wir ihm keine Chance, weitere Häuser oder gar Gärten zu besiedeln! Darum die Bitte um Ihre Mitarbeit: melden Sie alle Fälle!

Die neuere Forschung zeigt, daß Ciborinia auch weitere Teile der Pflanze besiedeln kann. Es wäre fatal, wenn daraus ein anderer Infektionsweg erwüchse, unsere Strategie müßte sich dann drastisch ändern. Darum markieren Sie bitte alle Pflanzen, die eine Blütenpest hatten. Achten Sie in der kommenden Saison darauf, ob aus Zweigen oder Blättern kleine Becherpilze kommen. Ist dies der Fall, so schneiden Sie die Teile ab und rufen mich dringend an.

Es gibt zur Zeit für Deutschland zwei mögliche Infektionswege: einmal durch importierte infizierte Blüten, die nicht einwandfrei entsorgt werden und dann im Topf-Kultursubstrat, im Gewächshausgrund oder gar draußen im Kompost oder im Garten Sklerotien bilden könnten (Gefahr nur zur Blütezeit); zum anderen durch importierte Pflanzen, in deren Töpfen oder Ballen die Sklerotien bereits vorhanden sind (Gefahr ganzjährig). Welcher Weg in Deutschland der eigentliche Infektionsweg ist, ist bisher unbekannt. Natürlich richten sich geeigneten Abwehrstrategien auf die Kenntnis der Infektionswege. Darum melden Sie bitte alle Einzelheiten einer Infektion, damit unsere Unkenntnis vermindert wird.

 

Gesetzliche Bestimmungen
(Mitwirkung und Beratung: Pflanzenschutzamt-Saarland /Fa.)


Den Verkehr mit Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen regeln in den Nationalstaaten die jeweiligen Pflanzenbeschauverordnungen, die alle auf der Richtlinie (EWG) 77/93 (Richtlinie über die Massnahmen zum Schutz der Gemeinschaft gegen die Einschleppung und Ausbreitung von Schadorganismen der Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse) fußen. Hiernach ist Ciborinia camelliae als Quarantänekrankheit eingestuft.

Lt. der o.g. Richtlinie gilt Ciborinia als Schadorganismus, dessen Auftreten in der Gemeinschaft bis jetzt nicht festgestellt wurde. Dass sich diese Situation nun geändert hat, wissen wir nur zu gut und wird evtl. zu Änderungen in der Richtlinie führen. Zur Zeit jedenfalls können Pflanzen aus einem EU-Mitgliedstaat selbst bei Ciborinia-Verdacht ungehindert nach Deutschland hereinkommen: Bei der Einfuhr an der Grenze wird kein Pflanzengesundheitszeugnis gefordert.

Bei einer Einfuhr aus einem Drittland (z.B. Schweiz) ist dies anders: Hier muß an der Grenze ein Pflanzengesundheitszeugnis vorgelegt werden, ohne dieses kann die Ware an jeder EU-Grenze zurückgewiesen werden. Zusätzlich können die Behörden bei Befallsverdacht die Einfuhr aus Drittländern untersagen (was bei EU-Mitgliedstaaten ohne eine Änderung der Richtlinie nicht geht). Kaufen Sie Ihre Pflanzen also z.B. bei der Fa. Eisenhut in der Schweiz, so müssen Sie sich korrekterweise als Ausländer zu erkennen geben. Herr Eisenhut läßt dann eine Amtsperson kommen, die gegen Gebühr das Zeugnis ausstellt.

Natürlich gibt es auch ein Verfahren für den Transit durch die Schweiz. Kommen Sie mit italienischen Kamelien an den Schweizer Zoll, so wird dieser Ihnen in der Regel ein Transitpapier ausstellen, das Sie berechtigt, die Ware durch die Schweiz zu bringen. Am deutsch-schweizerischen Grenzübergang muß dieses Papier wieder vorgelegt werden. Alternativ könnten Sie aber auch über ein anderes EU-Land wieder nach Deutschland zurückfahren.

Eine Meldepflicht besteht für Ciborinia nicht. Gleichwohl der dringende Rat: informieren Sie das zuständige Pflanzenschutzamt (siehe Telefonbuch, oder Adresse bei Kamelien.de). Diese Ämter sind über die Sachlage informiert und können Ihnen weiter helfen. Melden Sie bitte auch freiwillig Ihre Beobachtungen an Kamelien.de. Nur durch lückenlose Aufklärung und Offenheit bekommen wir die Übersicht, die nötig ist, um das Problem effektiv bekämpfen oder eindämmen zu können.


Kontaktadresse: kamelien.de
Prof. Dr. Klaus Peper Hopfenweg 15 66424 Homburg-Saar
Tel 06841 5476 (abends oder Wochenende)

-Anzeige-
Walter Klotz
Kamelienkulturen - Landschaftsgärtnerei

Es erwartet Sie ein Sortiment von gängigen und seltenen Kameliensorten.
Beachten Sie unsere ständige Frühjahrsausstellung im Palmengarten Frankfurt.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Palmengarten, im Internet oder in der Gärtnerei.

www.klotz-kamelien.de
Auf der Trift 13 - 63329 Egelsbach
Tel 06103 49423

[ TOP ] zurück