Unser Start war schon am 17. März ab Amsterdam. Dr. Gerken und ich folgten der freundli-chen Einladung nach Tokyo, von der Familie Kobayashi. In Tokyo landeten wir am 18. März. Hier holte uns Herr Kobayashi ab. Per S-Bahn ging es nun zum 2 ½ Stunden entfernten Ka-makura, 45 km südlich von Tokyo, eine geschäftige, Wohn-und Erholungsstadt in einer schönen Landschaft mit schönem Badestrand am Meer, mehreren buddhistischen Tempeln und Shinto Schreinen. Besonders berühmt ist die große Buddha-Statue von Kamakura, gegossen im Jahre 1252 ist sie 13,35 m hoch und 121 Tonnen schwer. 1498 wurde der ihm umgebende Tempel durch ein Erdbeben zerstört, seitdem trotzt der Buddha Wind und Wetter im Freien. Vor dem Tsurugoaka-Hachimanoja-Schrein (dem Wahrzeichen von Kamakura) steht ein ge-waltiger Podocarpus macrophyllum. Abends erhielten wir Unterricht in japanischer Lebensweise. Schuhe ausziehen beim Betreten des Hauses und in bereitstehende Pantoffeln schlüpfen. Zur Begrüßung Tee trinken. Danach ein Bad nehmen, d.h. gründliches Reinigen mit Seife und abspülen. Dann in einem hölzernen Zuber mit 40°C warmen Wasser gemütlich entspannen. Darauf folgt das Abendessen und endlich Schlafen gehen. Auf einem Futon, aber nach 32 Stunden wach sein kein Problem. 19. März. Der Morgen beginnt mit einer Andacht und einer Teezeremonie. Nach gemütlichem Kaffee trinken ging es zum "Tokyo Iindai Botanical Garden", eine schöne Park-und Lehran-lage von 42,5 ha. Neben vielen interessanten Bäumen und Sträuchern gibt es hier auch viele Kamelien zu sehen. Anschließend wollten wir noch zu den kaiserlichen Gärten. Der dichte Verkehr kostete aber sehr viel Zeit, so daß wir beschlossen, zum Flughafen Haneda zu fahren, damit wir unseren Flug nach Miyazaki nicht versäumten. Hier trafen wir die ersten Kongreß-teilnehmer. Sie kamen von Frankreich. In Miyazaki landeten wir pünktlich und fuhren von dort mit dem Bus zum Kanko-Hotel. Pre-Congress-Tour20. März. Um 8°° Uhr in die Vortour. In meinem Fall die Tour B, das heißt erstes Ziel die Insel Yakushima, gut 3 Stunden mit dem Jet-foil bei etwa 80 km/h von Miyazaki im Pazifik , nördlich von Okinava gelegen. Eine recht bequeme Seereise mit dem Tragflächenboot (Jet-foil). Wobei man die Seebewegung wenig spürte. Von einigen großen Wellen abgesehen, die doch recht heftige Schläge verspüren ließen. Yakushima mit ihren 500 km² gehört zu den Ohsumi Inseln. Die höchste Erhebung ist der Berg Miyanoura-dake (1935m). Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge beträgt 3000 mm , an bestimmten Stellen werden bis zu 10 000 mm gemessen. Alle vier oder fünf Jahre liegt hier der Schnee 3 bis 6 m hoch und die Temperatur sinkt zeitweilig bis unter -10°C. Bei Dendrologen ist Yakushima besonders wegen seiner mächtigen Cryptomera japonica (Yaku-sugi), eine der berühmtesten in Japan endemischen Zedern, bekannt. Er wächst zwischen 650 und 1800 m über dem Meeresspiegel, zusammen mit anderen Koniferen wie Abies-firma, Tsuga sieboldii und Chameacyparis obtusa. Einer der großen Yaku-sugi "Daio-sugi", hat einen Durchmesser in Brusthöhe von 3,5 m und einen Wurzelumfang von 41,9 m und "Jamon-sugi", der mindestens 3000 Jahre alt ist, vielleicht sogar 7000 Jahre, hat in Brusthöhe einen Durchmesser von 5,1 m und einen Umfang auf Wurzelebene von 43 m. Im niedrigen Teil des Waldes, bei einer Höhenlage von 700 bis 1200 m finden wir die verschiedenen Kamelien, wie C.japonica und C.sasanqua. Darunter die sogenannte Apfelkamelie (C.japonica forma macrocarpa). Nicht wegen ihrer Blüte so genannt, diese ist einfach, rot und leicht trichterförmig , sondern wegen der Größe ihrer Frucht. Die Samen sind klein. Die Rhododendronfreunde finden hier die Rhododendren metternichi var. yakushinanum und Vaccinum yakushimense. Im Jahr regnet es hier 385 Tage, so sagen die Japaner. Aber wir hatten Glück, am Tage unserer Ankunft regnete es nicht. So konnten wir auf unserer Fahrt doch die Landschaft genießen, die gewaltigen Bäume bewundern und bekamen auch einige Apfelkamelien zu Gesicht. Dichte Bewölkung ließ allerdings keinen Blick auf die höheren Lagen zu. Dieses holten wir, nachdem wir im äußerst komfortablen Hotel Iwasaki übernachtet hatten, am nächsten Tag bei starkem Regen im Kultur-Center nach. Hier wurden uns ein phantastisch gemachter Landschaftsfilm mit solch eindrucksvoller Lebhaftigkeit vorgeführt, daß man das Gefühl bekam, mittendrin zu sein.
Zu Mittag aßen wir in einem Restaurant, dem ein Souvenirgeschäft, ein Laden mit lokal gefertigten Holzprodukten und eine Werkstatt angeschlossen waren. Wer wollte, konnte hier einen Kartoffelschnaps probieren. |
22. März. Wunderschönes Wetter, gut passend zu unserer Fahrt zum Iso-teien Park, angelegt 1658 von dem Fürsten Shimazu. Einer der reizvollsten Landschaftsgärten von Kyushu, mit einem schönen Blick über die Bucht auf den noch tätigen Vulkan Sakurajima. Einen noch schöneren Ausblick über Kagoshima und zum Sakurajima hatten wir vom Kameliengarten am Nagashima-Museum, der 1980 angelegt wurde. Der Baum der Stadt ist der Cinnamonum camphora (Kampferbaum). Im Museum war gerade eine Porzellanausstellung mit Exponaten aus der ganzen Welt. Phantastisch, welch wunderschöne Arbeiten sich dem Besucher darboten. Dann ging es zum Mittagessen. Die Zeremonie ist meist immer gleich, auf langen Tischen stehen ca. 35 x 35 x 10 cm große Lackschachteln, in denen rechteckige Schälchen mit verschiedenen Speisen sind. Dazu gibt es meistens eine Schale mit Suppe und eine mit Reis. Nachmittags fuhren wir auf das Ebino-Plateau, mit 1200 m das höchstgelegene Kurgebiet auf Kyushu. Es ist reich an Seen und Thermalquellen. Herden von Sika-Hirschen laufen hier herum inmitten der Azaleen "Kirishima-tsutsuji". Das Gebiet von Kirishima ist eng mit der japanische Mythologie verbunden. Der Berg Takachiho gilt als der Ort, an dem Ninigi-no-mikoto, der Enkel der Sonnengöttin Amaterasu-omikumi, die Erde betrat, um die Herrschaft über das "Reich vom Schiff und Ähren" - alte Bezeichnung für Japan - anzutreten. Im Süden des Ebino Parks sind ausgedehnte Buschwälder, Pinienhaine und Azaleenfelder. Hier liegt auch der Kirishima-Schrein, der dem Ninigi-no-mikoto geweiht ist, dem sagenumwobenen Ahnherrn des japanischen Kaiserhauses. Er soll im 6. Jahrhundert gegründet sein und wurde 1715 erneuert. Das Kirishima Royal Hotel, inmitten einer großen Golf- und Tennisanlage gelegen, war unser Übernachtungsziel. Zusammen mit einigen anderen Mitreisenden genossen wir zur Nacht ein köstliches chinesisches Essen. Zur Entspannung noch ein Bad im hoteleigenen "Hot-spring-Bad". ICS Congress 1999 vom 23. März bis 26. März. |
Um 18 Uhr begann die Willkommensparty mit einer beeindruckenden Ikebana-Schau, durchgeführt von der Präsidentin der "Japanischen Kamelien Gesellschaft" Frau Tohko Ada-chi. Ikebana als Blumensteckkunst war mir ja schon bekannt, aber was Frau Adachi mit ihren Helfern auf die Bühne brachte, sprengte doch den Rahmen von dem, was ich mir bisher vor-gestellt hatte. Bis zu 8 m lange Bambusstangen, große Kamelienäste und eine Menge blühen-der Raps-pflanzen setzte sie für ihr Kunstwerk als Material ein. Eröffnungssprecher waren Pat Macdonald (ICS-Präsi-dentin), Herr Shigemitsu Tsumura (Bürgermeister von Miyazaki), Herr Suketaka Matsukata (Gouverneur der Präfektur Miyazaki).
Mit einem symbolischen Ham-merschlag von verdienten Mitgliedern des ICS auf ein Sakefaß, der sogenannten Kagami-biraki Zeremonie, welche dem Kongreß Glück bringen sollte, war dieser eröffnet. Zum Dinner gaben Trommler die lokal-kulturelle Vorstellung "Kobikidaiko".
Abends waren ca. 60 Delegierte zu Hausbesuchen eingeladen. Eine gute Idee, kann man so auch einmal private Kontakte zu den Bewohnern des Gastgeberlandes herstellen und be-kommt einen kleinen Einblick in ihre Wohn- und Lebensverhältnisse. Wir bekamen die An-fänge der Origami- Kunst gezeigt. Post Congress Tour |
27. März. Noch Abschiednehmen von Freunden, die diese Tour nicht mitmachen, dann ging es nordwärts der Küste entlang über Huyga-City nach Nobeoka. Bei örtlichen Kamelien-freunden gab es kleine Empfänge. Weiter ging es zu einem Spaziergang in einer reizvollen Schlucht bei Takachiho Kyou. Dann fuhren wir nach Aso durch das Kraterbecken des Aso, mit einem Durchmesser von 18 bis 24 km, eine der größten Calderen der Erde, in dem ein Vulkan noch aktiv ist. Ziel war das Aso Prince Hotel. Das Diner im Hotel war excellent. 28. März. Heute ging es zunächst zum aktiven Vulkan Mt.Nakadake. Leider konnten wir nicht von dem Platz fotografieren, an dem der Vulkan sein schönstes Profil zeigte. Die Reiseleitung hatte wohl feste Haltepunkte vorgegeben. Unser Rastplatz war einige Minuten entfernt mit Aussichtsplattform, geologischen Ausstellungen und einem Filmvorführungsraum in dem über den Vulkan sehr lebendige Informationsfilme gezeigt wurden. Mittags rasteten wir auf dem Aso-Farmland, ein Freizeitzentrum mit Schaugärten, Spiel-und Golfplätzen, Geschäften mit landwirtschaftlichen Produkten, Souvenirladen. Eine Volkskunstausstellung und eine riesiges Brauereirestaurant rundeten das Angebot für den Gast ab. Auf langen Tischen stehen für jeden Besucher Gasgrills, eine Unmenge Fleisch und Gemüse zur Selbstzubereitung. Dazu gab es Bier in Krügen. Nach der Stärkung ging es weiter in die schöne Blumenstadt Kurume, bekannt für die "Kurume Azaleen". Eine Kamelie aus Kurume ist uns wohl allen bekannt, sie kam 1831 nach ‚Europa und wurde zuerst von dem Arzt und Botaniker Dr. Siebold vorge-stellt, die spätere Doncklaeri (Masayoshi auf japanisch). Siebold war und ist noch heute in Japan sehr geachtet, so sehr, daß die Japaner 100 000 DM spendeten, damit auch in seiner Heimatstadt Würzburg ein Museum zu seinem Gedenken eingerichtet werden konnte. Um schnell zu großen Pflanzen zu kommen, gräbt man hier mehrjährige Wildkamelien aus und veredelt diese. In einem Park gab es einen kleinen Festakt, bei dem zu Ehren des ICS-Besuches eine große Kamelie gepflanzt wurde. In einem Gebäude am Park war eine sehr schön gestaltete Kamelienausstellung. Anschließend besuchten wir einen Zuchtbetrieb, einige schöne Gärten, in denen es auch noch alte Kamelienbäume zu bewundern gab. Am Abend gaben die Kamelienfreunde aus Neuseeland im Kurume Plaza Hotel eine kleine Abschieds-party. |
Waldemar Max Hansen |