Kamelien Samen und Sämlinge
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Samen und Sämlinge

Klaus Peper, Homburg, 1996

Bei uns in Deutschland tragen die Kamelien nicht viele Früchte, im Gegensatz zu den wärmeren Ländern. Im Gewächshaus muß man mit künstlicher Bestäubung nachhelfen. Die Früchte haben einen Durchmesser von 1 bis 5 cm, jedoch gibt es auch Beispiele von 15 cm (C. grapnelliana). Die Früchte sind grün bis olive, die in der Sonne richtig rot werden können.

Eine Frucht trägt 1 bis 12 Samen. Wenn die Frucht im Herbst aufbricht, sind die Samen reif und haben eine dunkelbraune Farbe. Die Samengröße variiert. Jeder Same hat ein deutliches Auge dort, wo er in der Frucht befestigt war. Die Wurzel bricht neben diesem Auge aus der Schale.

Samen

Die Keimblätter bleiben auch nach der Keimung in der Schale. Diesen Vorgang teilen sich die Kamelien mit Kastanie, Eiche und einigen Bohnen. Wenn sie ihre Nährfunktion erfüllt haben, trocknen sie aus und trennen sich von der Pflanze.

Die ausbrechende Wurzel ist sehr robust und etwa 3 bis 5 mm stark. Der Trieb entwickelt sich später, ist in der Regel dünner und wächst zunächst in den Samen hinein. Schneidet man jetzt den Samen ab, so findet man den Trieb, umgeben von den Keimblattstielen (Petiolen). Später biegt sich der Trieb heraus und sucht die Erdoberfläche. Dort zeigt er zunächst einige Spelzblätter, die eigentlichen ersten Blätter bilden sich später. Im Spelzblattstadium wird der Sämling herausgenommen und die Wurzel etwa 3 bis 5 cm unter dem Samen gekappt. Kamelien entwickeln nämlich eine Pfahlwurzel, die, wenn nicht beschnitten, sich im Topf am Boden kringelt und keinen richtigen Wurzelballen entwickelt. Nach dieser Operation und dem Umtopfen wächst der Sämling in der Regel zügig weiter.

Eigene Sämlinge zu ziehen bringt für jeden Kamelienliebhaber einen Riesenspaß. Es ist jedenfalls einfacher als Stecklinge zu ziehen. Beachten Sie aber bitte, daß es 4 bis 20 Jahre dauern kann, bis ein Sämling blüht, und daß das Ergebnis in der Regel mit den bestehenden Cultivaren nicht mithalten kann. Lediglich Samen von reinen Wildarten können relativ treu ausfallen. Jedoch: unser Kamelienfachmann in der Wingst sagt und hofft, daß auch ein blindes Huhn manchmal ein Korn findet. Nun, er scheint nur auf einem Auge blind zu sein, wenn ich mir seine Züchtungserfolge ansehe. Kameliensamen verlieren relativ schnell ihre Keimfähigkeit. Um diese zu erhalten, säen Sie sofort nach der Ernte aus, oder lagern Sie den Samen in einer Plastiktüte und einem feuchten Papier im Kühlschrank. Clifford Parks in USA bietet so keimfähige Samen das ganze Jahr über an: es funktioniert, wie ich selbst ausprobiert habe.

Werden die Samen trocken gelagert, schrumpft der Embryo, und Luft dringt in den Samen ein. Diese Samen schwimmen deshalb auf dem Wasser, haben jedoch oft nur noch eine reduzierte Keimfähigkeit.

Solche robusten Gebilde wie Kamelien im Spelzblattstadium reizen natürlich jeden, der Experimente liebt. Sie können zum Beispiel den Samen einfach abschneiden (der Sämling gedeiht trotzdem), und einen Steckling direkt in den Samen stecken. Darüberhinaus kann man in Wurzel oder Trieb einen Steckling pfropfen. Dies kann angezeigt sein bei Cultivaren, die schlecht bewurzeln oder nur schwache eigene Wurzeln bilden können (wie z.B. C. japonica 'Alba simplex'). Wenn die Sämlinge durch die Kühlschrankmethode das ganze Jahr über zur Verfügung stehen, haben wir alle Freiheit, einen günstigen Zeitpunkt für das Pfropfen zu wählen. Das Sämlingsgewebe ist so jugendlich, daß es meist ohne Probleme, und viel schneller als ältere Propfunterlagen einen Steckling annehmen. Natürlich habe ich mit diesen Experimenten bereits begonnen und werde darüber berichten, sobald ich Ergebnisse habe.

Für die Deutsche Kameliengesellschaft ist es von Interesse, Planzen zu bekommen, die mehr winterrobust sind. Ein Weg ist, die neuen selektierten Kamelien von Ackermann und Parks zu erhalten, ein anderer, das genetische Material in Form von Samen an Ort und Stelle auszusähen und unsere Winter die Selektion machen zu lassen.

Ich habe von Herrn Parks etwa 4 kg Samen von C.oleifera, C.sasanqua und Hybriden erhalten, die wir im Saarland verstreut haben und hoffentlich zu einem guten Ergebnis kommen. Sie sprießen zur Zeit aus allen Gartenecken und Töpfen.

Clifford Parks meint allerdings, daß diese Züchtungen zwar Kältespitzen relativ gut ertragen, aber im deutschen Winter gibt er den Japonica-Auslesen mehr Chancen. Hierzu habe ich zwar bereits einige Sämlinge, habe aus seiner neuen Ernte jedoch 1000 neue Samen bestellt.

Clifford Parks hat einige neue, aufregende Hybriden, z. B. China Girl, eine herbstblühende C.sasanqua x reticulata. Die Reticulata Einmischung bringt neue Farben und Blütengrößen in die Herbstblüher. Ich habe inzwischen 14 wüchsige Sämlinge dieser interessanten Mischung China Girl.

Ich finde dieses neue genetische Material sehr aufregend und danke Herrn Parks, daß er dieses so freizügig zur Verfügung stellt.

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