Phasen im Kamelienjahr
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Mit Kontrapunkt von Helga Allmaras, Stuttgart, 2000

Phasen im Kamelienjahr

Klaus Peper, Homburg, 1994

Die Blütezeit ist der Höhepunkt der Kameliensaison. Wie werden nun viele, qualitativ hochwertige Blüten von einer Pflanze hervorgebracht? Sicher sind die Kulturbedingungen entscheidend, denn wenn eine Kamelie unter gleichbleibenden Bedingungen gehalten wird, so blüht sie nicht. Es ist Aufgabe der gärtnerischen Erfahrung und der wissenschaftlichen Forschung herauszufinden, wie die Kamelie maximal gedeiht und blüht.

Die Wissenschaft hat inzwischen gezeigt, was die Gärtner schon länger wissen: zur Blütenbildung braucht die Kamelie sowohl eine Hoch- als auch eine Tieftemperaturbehandlung. Allerdings bedarf es Phantasie als auch Einfühlungsvermögen, um aus diesen Erkenntnissen praktische Ratschläge für die Kamelienkultur herauszufiltern. Ein solcher Versuch sei hier erstmals vorgestellt.

Ich möchte das Kamelienjahr einteilen in Blüh-, Wuchs-, Induktions-, Übergangs-, Reife- und Treibphase. Jede Phase hat ihre eigenen klimatischen Bedingungen, die ich nachstehend beschreiben und zur Diskussion stellen möchte. Es sei jedoch gleich angemerkt, daß es sich um Thesen handelt, die der praxisnahen Überpüfung bedürfen. Sie mögen nun mit Recht einwenden: Meine Kamelien wachsen nach der Natur, bekommen im Sommer ihre Wärme und im Winter ihre Kälte und blühen hoffentlich sehr schön. Dies ist in der Tat richtig und gilt besonders für Freilandkamelien, deren Kulturführung kaum beeinflußbar ist. Anders jedoch die Kübelptlanzen; und besonders für diese möchte ich anmerken, daß die strikte Beachtung der klimatischen Bedingungen eine deutliche Steigerung der Blütenleistung mit sich bringen kann.

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Die Blühphase ist jedermann erkennbar. Die Minimaltemperatur (Tmin) beträgt -2ºC, wobei jedoch empfindliche Blüten wie 'Hagoromo' oder 'Sacco vera' schon Frostschäden erleiden können. Sicherer ist Tmin = 0ºC, der optimale Temperaturbereich (Topt) ist 5 -10ºC. Das Temperaturmaximum (Tmax) liegt bei 15ºC, wobei allerdings Spitzen bis 25ºC durchaus gut vertragen werden. Generell gilt: je höher die Temperatur, um so höher muß die Luftfeuchte und die Lichtintensität sein! Allerdings. ist die Blütendauer bei geringen Temperaturen bedeutend länger. Die Pflanzen müssen gleichmäßig feucht gehalten werden. Einige Autoren empfehlen bereits jetzt Düngung.

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Die Wuchsphase beginnt mit dem Austrieb der vegetativen Knospen und, endet mit der Ausbildung der Terminalknospe, spätestens mit dem Teilen der Terminalknospe. Zu diesem Zeitpunkt nehmen die neuen Blätter die Farbe der alten an, die Rinde des Zuwachses wird oliv bis braun. Tmin = OºC, Topt = 15-25ºC, Tmax = 35ºC. Hohe Luftfeuchte, hohe Lichtintensität und stickstoffbetonte Düngung ist in dieser Phase unverzichtbar. Blattdüngung wird sehr gut vertragen. Das Ende der Wuchsphase ist bei weitem die beste Zeit zur Stecklingsvermehrung. Die Pflanze beginnt jetzt ihre Sommerruhe.

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Die Induktionsphase ist eine Hochtemperaturphase, in der die Blütenknospen angelegt werden. Kamelien brauchen hierzu erstaunlich viel Wärme. Tmin = 5ºC, Topt = 25-30ºC, Tmax = 40ºC. Die Induktionsphase wird meist nicht genügend beachtet, obwohl sie über die Blütenzahl in der nächsten Saison entscheidet. Die Temperatur von 25ºC sollte auch nachts eingehalten werden, werden nur 18ºC angeboten, so gibt es nur halb so viel Blüten! Die Induktionsphase dauert 4-10 Wochen und zeigt am Ende dicke, deutliche Blütenknospen, die im Inneren bereits alle Einzelheiten der kommenden Blüte wie Keimblätter, Petiolen und Staubfäden angelegt haben. Hohe Luftfeuchte und besonders hohe Lichtintensität sind notwendig. Düngung sollte in dieser Phase unterbleiben.

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Die Übergangsphase sei hier eingeführt, um die Zeit bis zur Reifephase, die Kälte braucht, zu überbrücken. Sie kann null Wochen und darf bis 20 Wochen dauern. Generell gilt, daß die Kamelie in dieser Zeit möglichst kühl gehalten werden soll, was in der Anfangszeit jedoch schlecht eingehalten werden kann. Sind die Temperaturen noch zu hoch, so bildet sich oft ein zweiter Trieb, der unerwünscht ist. Die Pflanze kann trockener gehalten werden, darf jedoch auf keinen Fall welken ( wie manchmal von Experten geraten wird. Es ist zwar richtig, daß Wassermangel Blüten induziert, doch werden diese später abgeworfen, da sich beim Welken das Hormon Abszissinsäure, ABA, bildet).

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Die Reifephase ist eine Tieftemperaturbehandlung, mit der die Pflanze in ihre Winterruhe gezwungen wird. Die Winterruhe entscheidet über die Blütenqualität (Farbe, Größe) sowie über die Blütendauer. Tmin = OºC, später -2°C, bei einigen Sorten -5ºC, Topt = 0-10ºC, Tmax = 12ºC. Die Dauer der Reifephase beträgt etwa 6 Wochen, darf aber auch viel länger sein. Ist die Temperatur in der Reifephase zu hoch, so werden nur mangelhafte Blüten ausgebildet, oder sie werden vorher abgeworfen. In der Winterruhe muß der Boden gleichmälßig und vorsichtig feucht gehalten werden, darf aber auf keinen Fall naß werden, da sonst später alle Blätter geworfen werden. Die Luft darf ziemlich trocken sein, und Licht wird kaum benötigt. Werden die Kamelien unter den Bedingungen der Reifephase länger gehalten, so starten sie ohne sichtbaren Übergang die Blühphase, die ja sehr ähnliche Temperaturbedingungen hat. Es ist jedoch möglich, und ich möchte dies ausdrücklich befürworten, die Kältephase abrupt mit einer besonderen Treibphase zu unterbrechen.

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In der Treibphase wird die Kamelie für 1-2 Wochen bei einer Temperatur um 15ºC gehalten, hinterher werden ihr dann die Bedingungen der Blühphase gegeben. Handelsgärtner setzen ihre Kamelien gerne in die Treibphase, um die Pflanzen möglichst früh, optimal zu Weihnachten, zur Blüte zu bringen. Dabei wird aber in der Regel die kalte Reifephase vergessen. Dies hat zur Folge, daß die Pflanzen instabil werden und gerne ihre Knospen werfen (der Gehalt an ABA bleibt zu hoch). Geht jedoch eine Kältebehandlung voraus, so sinkt der Gehalt an ABA, und mit dem abrupten Warmstellen in der Treibphase bildet sich statt ABA das Hormon Gibberrelinsäure, (GIB) ein Stoff, der in den USA gerne von außen applizier wird, um größen Blüten zu erzielen.

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Bei nicht winterharten Kübelpflanzen gilt gemeinhin der Rat, möglichst spät einräumen und möglichst früh ausräumen. Diese Regel gilt für Kamelien jedoch nicht. Es empfiehlt sich, Kamelien schon im September in das Winterquartier umzusetzen, damit sie nicht vemässen. Solange das Wetter dann noch offen ist, sollte viel gelüftet werden. Ein frühes Ausräumen verbietet sich von vornherein, da die Pflanzen schon im Februar/März treiben und der Neutrieb absolut frostempfindlich ist. Die meisten Kamelien werden daher erst im April/Mai ins Freie gesetzt Hier erhalten sie dann jedoch eine Induktionsphase, die viel zu kalt ist. Daher mein Rat, die Kamelien solange im Haus zu behalten, bis sich die neuen Blütenknospen deutlich absetzen, was gegen Ende Juni/Juli der Fall ist.Sollten sich im Mai/Juni noch kühle Nächte einstellen, so heizen Sie nach!

Nach dieser Methode habe ich meine Kamelien erstmals 1993 behandelt und wurde im Frühjahr 1994 mit einem bisher nicht gekannten Blütenflor belohnt, besonder meine vielen Jungpflanzen reagierten positiv. Meine Beobachtungen möchte ich vorerst auf C. japonica beschränken, bis weitere Beobachtungen vorliegen. Auch möchte ich bemerken, daß es wahrscheinlich Unterschiede in den einzelnen Sorten gibt und daß ein vergleichender wissenschaftlicher Beweis zu meinen Thesen fehlt, ich besitze nur Jungpflanzen in Einzelstücken. Ich möchte jedoch alle Kamelienfreunde bitten, selbst Versuche in dieser Hinsicht anzustellen und eventuelle Erfolge oder auch Mißerfolge mir mitzuteilen.

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Zur Illustration hier noch ein besonderes Beispiel: Meine 'San Dimas', 25 cm hoch, bekam im Sommer 93 erstmalig 4 Blütenknospen, die sich Ende Juli bereits auf Grund der Hochtemperaturbehandlung dick und prall zeigten. Die Pflanze ging so in ihre Sommerruhe. Ich fragte mich damals, was denn die Pflanze bis zur Winterruhe eigentlich tut, und stellte sie abrupt von 25ºC in ein Kühlhaus mit 7ºC. Dort blieb sie 6 Wochen bei künstlichem Licht (16 Stunden bei 4000 Lux) und gedieh wider Erwarten sehr gut (Reifephase). Mitte September, die Knospen waren jetzt noch praller und zeigten das erste Rot, kam sie wieder zu den anderen Pflanzen in eine Umgebung von 20-25ºC (Treibphase). Die erste Blüte zeigte sich Anfang November und 'San Dimas' brachte dann ihre 4 Knospen nacheinander mit großen, stabilen Blüten in den folgenden 4 Monaten.

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Allgemein habe ich den Verdacht, daß die strikte Folge: Induktion-Reife-Treibphase den Pflanzenaußerordentlich gut bekommt. Zum einen werden dadurch nicht nur die Blühknospen, sondern auch die vegetativen Knospen maximal gefördert, zum anderen werden die Blüten besonders stabil und groß. 'Mrs.R.L.Wheeler' brachte bislang Blüten mit 10-12cm Durchmesser, diesmal waren sie durchweg 12-16cm groß. Ich führe dies zurück auf die interne Produktion von GIB (auf Kosten von ABA) im Wechsel von Reife- auf Treibphase. Große, stabile Blüten brauchen zu ihrer Entwicklung eine Zeit von bis zu 6 Monaten.

Muß eine Kamelie ihren Wärmebedarf während des Sommers selbst zusammensuchen, so bilden sich die Blühknospen oft erst Ende September/Oktober aus, und die Reifezeit wird sehr kurz. Die Folgen sind kleine Blüten oder möglicherweise abgeworfene Knospen. Bekommen Kamelien ihren reichlichen Wärmebedarf in der Induktionsphase, so werden sie unabhängig vom weiteren Verlauf des Sommerwetters. Die Aussage, Kamelien brauchen einen sonnigen Herbst, gilt für diese Exemplare nicht. Der kühle Sommer und Herbst 1993 war für mich bezeichnend, er hat den Blütenflor bei mir erstmals nicht beeinträchtigt. Abschließend möchte ich bemerken, daß etwa 2/3 aller Kamelien sichtbar positiv auf meine Behandlung reagierten, der Rest ist noch besonders zu beobachten. (möglicherweise ist der Wärmebedarf von Williamsii - Hybriden nicht so groß).

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Kontrapunkt

Helga Allmaras, Stuttgart, 2000

Da ich Kübelpflanzenfan bin und über 30 Jahre schon die verschiedensten nicht winterharten Kübelpflanzen gepflegt habe und noch pflege (u. a. über 100 Kamelienpflanzen verschiedenster Grösse) möchte ich zu dem Text "Wuchsphasen - Kübelpflanzen" doch noch einige Anmerkungen machen.

Als Vorabinformation: Ich wohne in Stuttgart, Stadtlage. Hier wird es durchschnittlich nicht so kalt, wie etwa im Schwarzwald oder in Nordhessen. Meine gesamten Kübel überwintern in einem beheizbaren Folienhaus, das auf einem Nachbargrundstück steht. Meine Pflanzen werden ab Mitte Oktober / Anfang November (je nach Nässeperioden und Zeit, die ich in meinem Job aufbringen kann) eingeräumt. Nach der Kälteperiode im Frühjahr stehen die meisten Pflanzen auf einer Terrasse und einem grösseren überdachten Balkon, Süd-Ost-Lage. Da ich jede Pflanze 2 mal im Jahr hin- und herschleppen muss, überlege ich mir gut, wann ich die Pflanzen ausräume, d. h. wenn ich eine Pflanze ausgeräumt habe, bleibt sie auch draussen, egal, wie das Wetter ist.

Meine Kamelien werden mit Beginn der Blüte ausgeräumt, teilweise schon Ende Februar, wenn keine allzu starken Fröste mehr zu erwarten sind.

  1. möchte ich meine blühenden Pflanzen auf Terrasse und Balkon jeden Tag sehen, sie vor einen entsprechenden Hintergrund stellen, damit jede Pfanze auch optimal zur Geltung kommt.
  2. wie Sie schreiben, entwickeln sich die Blüten bei niedrigen Temperaturen sehr viel besser. Die kühle frische Luft in Verbindung mit intensiverem Licht tut ihnen sehr viel besser, als wenn sie dichtgedrängt mit anderen Pflanzen noch im Gewächshaus stehen.
  3. früh ausgeräumte Pflanzen treiben auch nicht so schnell, da es dazu meistens noch zu kalt ist, deshalb sind sie auch weniger frostgefährdet.

Kommen nach dem Ausräumen der Kamelien noch Fröste, was bei mir immer der Fall ist, rücke ich die Kübel / Töpfe an die Hauswand oder werfe abends eine Vliesfolie drüber. Die Kamelien überstehen es gut, auch Neutriebe, die sich bei mir dementsprechend sowieso erst später bilden. Diese Kultur ist meinen Kamelien bis jetzt sehr gut bekommen. Wenn tatsächlich Spätfröste noch aufgetreten sind, ich beruflich unterwegs war, haben Triebspitzen bei mir auch schon Schaden genommen. Diese habe ich abgeschnitten, die Pflanzen haben das im Laufe des Jahres meistens wieder aufgeholt.

Ich kann mir absolut nicht vorstellen, Kamelien bis Ende Juni /Juli "im Haus zu halten" u. evtl noch "nachzuheizen" (in diesem Jahr mit dem sehr heissen Frühjahr, hatte ich im Folienhaus trotz offener Türen und Fenster eine Temperatur von über 30 Grad).

Die von Ihnen vorgeschlagene Kultur für Kamelien in Töpfen ist vielleicht als eine Empfehlung für Gärtner anzusehen oder - als Ausnahme gestehe ich zu: für Jungpflanzen und Pflanzen, die in der Wurzelbildung eine Störung haben, oder für die Kamelien aus der Chrysantha-Gruppe und zum Teil für meine Granthamianas (diese trage ich halt hin und her).

Bei Jungpflanzen habe ich allerdings auch Lehrgeld bezahlt. Die meisten meiner Kamelien habe ich als 2-jährige Jungpflanzen gekauft, und diese sind wirklich sehr empfindlich gegen dauernde Nässe, dazu noch in Verbindung mit Kälte.

Meine Jungpflanzen stehen heute an der wärmsten und sonnigsten Stelle auf dem überdachten Balkon ohne Regen! Sie gedeihen sehr gut.

Fazit: So eine Empfehlung, die Sie in Ihrem Bericht "Phasen im Kamelienjahr" geben, ist in meinen Augen für die meisten in Kübeln oder Töpfen gehaltenene Kamelien nur eine Möglichkeit - in meinen Augen die schlechtere. Für mich ist das Faszinierende an Kamelien in Kübeln, dass ich sie blühend auf Balkon und Terrasse habe, wo draussen fast noch alles tot ist. Die Blüten wirken für mich am schönsten im zeitigen Frühjahr, in dem Licht, das fast noch keine Schatten wirft, mit einem Hintergrund von kahlen Bäumen, Sträuchern und nackter Erde. Deshalb würde ich alles tun, um sie nur so kurz wie möglich in einem Gewächshaus einzusperren! Das macht ja den Vorteil von Kübeln aus - sie zu bewegen; immer an den richtigen Platz!

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Note von K.P.:
Frau Almaras hat die besseren Argumente,
ich halte meine Kamelien inzwischen nach ihrer Methode.
Ich werde dies demnächst hier begründen müssen.

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