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Zitat aus
Camellia, Jahrgang 6 Heft 2/99, Seite 32
Mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion
Kommentar zu einem Internet-BeitragHartmut Eisen, AachenIm ersten Halbjahr 1999 erschien im Internet ein Beitrag von Prof. Dr. Klaus Peper, Homburg-Saar, mit dem Titel: "Die Braunfäule der Kamelienblüte: Ciborinia camelliae Kohn". Der Artikel befaßt sich mit der ursprünglich aus Japan stammenden und inzwischen wohl auf alle Kontinente verschleppten Pilzkrankheit, die die Kamelienblüten befällt und zu deren vorzeitigem Abfallen führt. Die im internationalen Sprachgebrauch als "Flower Blight" bezeichnete Krankheit ist eben eine typische Negativerscheinung des internationalen Handels und des intensiven Reiseverkehrs. Mit dem Untertitel: "Blütenbräune" oder "Kamelienpest" verniedlichen oder aufbauschen? befaßt sich der Autor zunächst mit dem Begriffgebrauch. Auch mir liegt es natürlich fern, eine Krankheit an unseren geliebten Kamelien zu verharmlosen. Aber so wie Prof. Peper würde mir bei dem Wort "Blütenbräune" niemals ein Sonnenstudio einfallen. Der Begriff "Blütenbräune" ist nach meiner Meinung nicht verharmlosend, sondern lediglich unzureichend. Der im Internet-Beitrag viel zu oft gebrauchte Ausdruck "Kamelien-pest" oder auch nur "Die Pest" ist eine maßlose Übertreibung, die nicht der Aufklärung dient, sondern nur viele Kamelienliebhaber verunsichert. Dies bestätigen mir auch Gespräche mit anderen Mitgliedern unserer Gesellschaft. Auch wenn es heute modern ist, mit spektakulären und aufbauschenden Begriffen auf sich oder eine Sache aufmerksam zu machen, dient das nicht der seriösen Information. Um es in Erinnerung zu rufen: Die Pest war eine gesundheitliche Katastrophe für die Menschen im mittelalterlichen Europa. Hier raffte diese Krankheit in den Jahren 1348 bis 1352 fünfundzwanzig Millionen Menschen (40% der Bevölkerung) in den Tod.Das hat ja wohl ganz andere Dimensionen als das vorzeitige Abfallen von erkrankten Kamelienblüten. Außerdem, so geht aus dem Internet-Text hervor, wird die Pflanze selbst von diesem Pilz nicht in Mitleidenschaft gezogen. Also ist eine Bestandsgefährdung, wie bei der Pest für die Menschen, für unsere kultivierten Kamelien in keiner Weise gegeben. Daher halte ich den Begriff: "Kamelien-Blütenfäule" für sachlich zutreffend und angemessen. Ebenfalls wird der Ausdruck "Kamelien GAU" verwendet. Was ein GAU ist, wurde uns in den Medien schon häufiger auf drastische Weise vorgeführt (Seveso, Tschernobyl usw.). Aber für einen Vergleich mit einer Krankheit an unseren Kamelien ist das wohl auch nicht geeignet. Ich möchte nicht auf alle Kapitel des Beitrages eingehen, aber wichtig erscheinen mir die angesprochenen Hygienemaßnahmen. So wird sehr richtig empfohlen, befallene Teile sofort einzusammeln und entweder zu verbrennen oder im Hausmüll zu entsorgen. Daß man solche Teile natürlich nicht dem Kompost zuführt ist selbstverständlich und für jeden Gartenfreund nachvollziehbar. Doch sehr erstaunt hat mich die Empfehlung, die kranken Teile im Garten zu vergraben. Das halte ich für ausgesprochen leichtfertig und ebenso falsch wie die Kompostierung. Zugang zu Mülltonnen hat in unseren Breiten ja wohl jeder. Weitere Maßnahmen, wie das Sterilisieren von Kultursubstrat oder gegebenenfalls das Austauschen der Erde helfen sicher die Krankheit in den Griff zu bekommen. Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß es auch Pilzkrankheiten gibt, die in relativ kurzer Zeit eine Kamelie ganz zum Absterben bringen, aber das meistens bei Jungpflanzen im Gewächshaus oder Wintergarten (siehe Literatur: Fischer). Der Internetbeitrag von Prof. Dr. Peper
kann unter folgender Adresse im
Internet aufgerufen werden: http://www.Kamelien.de/pest.htm |
Kontrapunktvon Klaus Peper, am 7. August 2000Der vorstehende Beitrag - als Kommentar zum Ciborinia Problem - erscheint mir ein sehr deutscher, moralisch eingehüllter Extremstandpunkt, deutsch, weil andere Nationen keine Probleme mit dem Begriff PEST haben, moralisch, weil sich der Verfasser erhaben fühlt über die, welche die Begriffe PEST und GAU nicht nach seinen, sondern nach umgangssprachlichen Regeln verwenden. Die Überschrift 'Pests and Diseases' fehlt in keinem englischem Kamelienlehrbuch. Ciborinia oder flower blight findet man unter 'Pest'. Blight läßt sich nach Muret Sanders auch als Pest ins Deutsche übersetzen. Der deutsche Sprachgebrauch schließt ausdrücklich den Begriff Plage ein und bindet sich nicht an den Vorgang der Millionen Toten im Mittelalter. 'Pest' als Bezeichnung von Kamelienkrankheiten zuzulassen, nur wenn diese dabei sterben, ist ein Extremstandpunkt: Botrytis rafft zwar Kamelien(jung)pflanzen dahin, ist aber keine so generelle Gefahr wie die Ciborinia. Der Begriff GAU wird inzwischen vielfältig verwendet und beschränkt sich nicht auf die generelle Bedrohung der Menschheit. Wenn ein Kamelienzüchter einen Ciborinia-Befall von 90% bekommt (siehe die Schilderung von V. Cave!!) oder ein Händler innerhalb von drei Tagen nur noch braune Schaupflanzen hat, so ist dies direkt existenzgefährdend. Er hätte kein Verständnis dafür, daß ihm moralisch das Recht abgesprochen wird, dies als größten anzunehmenden Unfall zu bezeichnen. Der Vorschlag, befallene Blüten zu vergraben, sei ausgesprochen leichtfertig und falsch: natürlich ja, wenn er ohne Verstand angewendet wird. Dies gilt aber für andere Maßnahmen auch. Es ist ein offizieller Vorschlag der Ciborinia-gebeutelten Kamelienfreunde in Neuseeland, und findet die Billigung der Deutschen Pflanzenschutzämter. Sind diese auch leichtfertig? Oder nur ich? Wenn ein Kamelienfreund oder -Händler einen möglichen Befall seiner Kamelienblüten bemerkt, so braucht er handliche Regeln, wie er den Befall erkennen kann und wie er konkret reagieren kann. Er braucht Aufklärung, wie Herr Eisen richtig sagt. Diese findet er aber gerade bei Kamelien.de besonders gut.
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