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Über die Kultur der Kamelien

Kamelien brauchen zum Gedeihen Licht und Wärme, dazu noch ein wenig Feuchtigkeit und einige Nährstoffe. Diese Dinge müssen im richtigen Verhältnis zur richtigen Zeit eingebracht werden, damit die Pflanzen optimal gedeihen. Am wichtigsten ist das Licht, es steuert das Wachstum der Blätter und Blüten und ohne ausreichendes Licht gibt es keine Blütenanlagen. Zuviel Licht (Dauer und Intensität) schadet den Kamelien nicht, aber wenn die Temperatur erhöht wird, ohne dass genügend Licht vorhanden ist, dann ist die Katastrophe vorgeplant (blühbereite Weihnachtskamelien im Wohnzimmer!!).

A. Über den Lichtbedarf

Kamelien gehen spätestens Ende September in eine ziemlich tiefe Ruheperiode. In dieser Zeit ist die Tageslänge des Lichtes unter 10 Stunden gesunken, die Lichtintensität ist ziemlich gering. Zugleich sinkt auch die Temperatur.
Kamelien kommen ganz ohne Licht aus, wenn die Temperatur zwischen 0°C und 5°C bleibt, sie können ohne weiteres in einer Garage ohne Licht überwintert werden. Steigt die Temperatur über 10°C, so nimmt die Kamelie ohne genügend Licht Schaden, bei Temperaturen über 15°C wird es richtig gefährlich.
Die Ruheperiode wird in der Natur unterbrochen, wenn die Tageslänge zunimmt und die Temperaturen steigen: die Pflanze fängt an zu blühen und kurz darauf startet sie mit dem Neuaustrieb.
Die Kamelien benötigen zur richtigen Reife der Blütenknospen während der Ruhezeit im Kurztag eine kühle Periode zwischen 0°C und 10°C. Diese bekommen sie in ihrer natürlichen Winterruhe. Der Blühreiz und die Bedingungen zum Austrieb erhalten die Kamelien durch eine Umstellung ihres Hormonhaushaltes, wahrscheinlich steigt die Konzentration von Gibberellinsäure durch die Umstellung auf Langtag (>12 Stunden) bei steigender Wärme. Dies dauert etwa 30 Tage. Dies lässt sich durch eine Zusatzbeleuchtung geschickt steuern, um eine frühe Blüte zu bekommen, man kann aber gleichwohl die natürliche Entwicklung der Tageslänge und Temperatur abwarten. Bleibt im Experiment die Kamelie im Kurztag, so wird sie nicht austreiben (auch im Sommer nicht), gibt man aber künstlich Gibberrellinsäure, so erfolgt der Austrieb auch im Kurztag. Der Einfluss auf die Blüte ist noch nicht so genau bekannt, man kann aber durch diese Säure eine Blüte deutlich vorverlegen, sie wird dadurch auch größer und schöner. (Lit.: James Bonner and James Lockhart: Some effects of Gibberellin on the Camellia, The Camellia Review, Vol. 64, No. 1, Sep-Oct 2002)

Im folgenden Bild ist die Tageslänge in Deutschland (45° n.Breite) als Funktion der Monate aufgezeichnet.

Die Kamelie lässt sich nicht ohne weiteres in das Schema der Kurz- oder Langtagpflanzen einordnen, aber die vorstehenden und weiter unten ausgeführten Erläuterungen geben schon einen starken Hinweis, dass Kamelien auf Kurztag (KT) und Langtag (LT) stark reagieren. Wird die Kamelie das ganze Jahr über im Langtag gehalten, so schadet es ihr nicht, aber die Blüte kommt später, da als einziger Anreiz die Temperatur übrigbleibt. Wenn sie im Kurztag gehalten wird, so muss man Gibberrelline verwenden, um sie aus der Ruheperiode zu holen. Dies ist aufwendig und natürlich unsinnig.

B. Die vegetative Entwicklung

Die Grundlage eine guten Kamelienblüte ist eine gesunde vegetative Entwicklung, die der Blüte im Vorjahr vorausgehen muss. In der Regel ist die Blattentwicklung nur kurz. Nachdem die Ruheperiode unterbrochen ist, fördern folgende Faktoren die Blattentwicklung: genügend Licht, Temperaturen über 15°C (obwohl bei Kamelien schon ab 5-10°C eine zögerliche Blattentwicklung möglich ist), Luftfeuchte zwischen 60 - 85 % relativer Feuchte, genügend Substratfeuchte, genügend Angebot an Nährstoffen, frische Luft. Das Temperaturoptimum liegt bei etwa 22°C (20-25°C). Wird die Temperatur höher, so gerät die Kamelie zunehmend in einen Hitzestress, benutzt die Proteinsynthese nicht mehr zum Blattaufbau, sondern zum Aufbau von Hitzeschutzproteinen. Steigt die Luftfeuchte über 85%, so wird es zunehmend schwieriger, Wasser über das Blatt abzuatmen, die Räume zwischen den Blattzellen füllen sich mit Wasser (Wasserflecken), die oft nekrotisch werden. Kleinere Wasserschäden im Blatt werden repariert und treten später als braune Korkwarzen auf. Frische Luft (Luftbewegung im Gewächshaus) mindert diesen Schaden.
Wird die Kamelie konstant unter diesen optimalen Bedingungen gehalten, so kann sie mehrere Wachstumsschübe im Jahr zeigen. Dies kann wichtig sein für die schnelle Entwicklung von Sämlingen oder Stecklingen, es lassen sich mehrere Jahre so einsparen, bis die Pflanze bis zur Blüte kommt. Auch Teepflanzen werden unter solchen Bedingungen zu mehreren Ernten im Jahr getrieben (haben Sie sich schon gefragt, warum die Anbaugebiete von C. sinensis weiter in die Tropen reichen als die der C. japonica?)

C. Die generative Entwicklung

Kamelien sollen bitte im Frühjahr ihre schönen Blüten zeigen. Damit dies gelingt, dürfen sie nur einmal im Frühling einen vegetativen Blattschub bekommen (Bedingungen siehe oben), dann aber muss die Pflanze rechtzeitig in eine Ruheperiode eintreten. Oft ist der erste Blattschub Ende Mai abgeschlossen, kenntlich an der Teilung der obersten Terminalknospe. Jetzt darf die Kamelie sonniger und trockener stehen, es muss aber unbedingt rechtzeitig vorher mit der Düngung aufgehört worden sein ( insbesondere fördert Stickstoff einen erneuten Wachstumsschub).

Der Langtag im Sommer fördert mit hohen Lichtintensitäten und Temperaturen um 25°C (nachts nicht unter 18°C) die Umstimmung der vegetativen Knospen in Blühknospen. Die Knospen werden dick und unterscheiden sich deutlich von den schlankeren vegetativen Knospen. Somit wird die Möglichkeit einer guten und reichen Blüte schon im Hochsommer angelegt. Allerdings gibt es auf dem Weg dorthin noch einige Gefahren: Ist der Sommer kühl und nass, so werden sich wenig Blüten bilden, die Kamelie überlegt sich aber, ob die Bedingungen für einen zweiten Austrieb nicht günstig wären. Der neue Trieb (Johannistrieb) ist aber für die Blüte unerwünscht, vorhandene Blühknospen werden oft abgedrückt, und der zweite Trieb kann mit abnehmenden Licht und kühleren Temperaturen kaum richtig ausreifen, schon garnicht selbst Blütenknospen ansetzen. Zeigen sich also im Spätsommer neue Triebe, so werden sie rigoros mit den Fingern ausgeknipst.

Ab September gehen die Kamelien mit beginnenden Kurztag in eine tiefe Ruheperiode, aus der sie im Frühjahr erst wieder aufwachen, wenn die Tage länger werden und die Temperatur steigt (siehe oben). Hier lauert aber die nächste Gefahr für unsere Blüten: Steigt die Temperatur in dieser tiefen Ruhe über 15°C, so werden die Knospen abgeworfen. Für die Qualität und die Stabilität der blüten ist eine Ruheperiode von mindestens 4 Wochen notwendig. Die Temperatur sollte dabei zwischen 0° und 10°C bleiben. Nach dieser "Kühlzeit" darf die Temperatur dann wieder etwas ansteigen (bitte das Licht nicht vergessen), um so eher wird die Blüte erscheinen (Antreiben von Kamelien).

Die beste Blühleistung, große Blumen, beste Farben und lange Dauer, werden bei einer Blühtemperatur von etwa 10°C erzielt, aber schon bei 5°C kann eine wochenlange Blüte erreicht werden. Übersteigt die Blühtemperatur 20-25°C, so wird die Blühdauer sehr deutlich verringert. So kann es vorkommen, daß die Blüte einer 'Donation' bereits im Aufgehen verwelkt ist. Natürlich brauchen Kamelien in der Blüte genügend Wasser. Ist aber eine Blüte welk, so hilft Giessen nicht mehr (im Gegensatz dazu erholt sich ein schlaffer Neutrieb sehr schnell).

Im Wintergarten sollte die Kamelienblüte möglichst früh einsetzen, damit später eine wärmere Frühjahrssonne die Blüten nicht verdirbt. Ein Mittel wäre, die Kamelien in der Ruheperiode rigoros im KT zu halten, um dann Mitte oder Ende Dezember durch Zusatzlicht in den LT mit 16 Stunden zu gehen.

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