Editorial

Um einen guten Kuchen zu backen, nimmt man ein geeignetes Kochrezept, in der Regel von Oma. Mit steigender Erfahrung fängt man dann an, das Rezept zu verändern, andere Zutaten zu finden, um den Kuchen erfolgreich zu verbessern.

Mit der Kultur der Kamelien ist es ähnlich. Haben Sie etwas Erfahrung, so gelingt Ihnen eine gute Blüte, man spricht vom grünen Daumen. Suchen Sie aber eine verläßliche Kultur, so müssen Sie sich an ein bewährtes Rezept halten, Sie werden versuchen, die Bedürfnisse der Kamelien zu berücksichtigen.

Sobald dann aber die eigene Erfahrung steigt, können Sie beginnen, die einzelnen Zutaten zu verändern. Dieser Vorgang ist sehr wichtig, denn in überkommenden Rezepten wird in der Regel abgeschrieben und es werden dabei überholte oder gar falsche Behauptungen aufgestellt und weiter gegeben. So wird immernoch der Unsinn verbreitet, Kamelien dürfe man nicht drehen, sonst fallen die Knospen ab. Sie können natürlich die Pflanzen nach Belieben drehen und wenden und stellen. Wenig Beachtung hat bisher die Rolle des Lichtes gespielt. Hier dürfen Sie experimentieren und beobachten, bitte teilen Sie aber die Ergebnisse uns anderen mit.

Während lange (Vogel: 1982) die Kultivierung der Kamelien im Freien als ungeeignet angesehen wurde, hat sich dies in den letzten Jahren grundlegend geändert, besonders auch durch die Pionierarbeit von Peter Fischer auf diesem Gebiet. Ausgepflanzte Kamelien müssen mit ihren Kulturbedingungen zurechtkommen, in milden Gegenden mit wachsendem Erfolg, in rauheren Gebieten immernoch mit Misserfolg. Topfkamelien lassen sich hingegen gut verändern, um harscheren Umgebungen zu entkommen. Gerade hierbei ist einiges Wissen um die Bedürfnisse der Pflanzen hilfreich.

Es gibt einige gute Bücher über Kamelien, meist sind sie geschrieben von Autoren, die eigene Erfahrung besitzen, aber fast ausschließlich aus Gegenden, in denen Freilandkultur möglich ist. Somit müssen Kübelkamelien entweder nach dem grünen Daumen behandelt werden, oder geeignete Veröffentlichungen gesucht werden. Diese sind rar. Vogel beschreibt in seiner Monographie die Bedingungen der Aufzucht für gewerbliche Betriebe in Deutschland, sie ist immernoch die gültige Grundlage aller Topfkamelienpflege und Anzucht. Weitere Informationen kann man in verschiedenen Zeitschriften finden, leider nicht in deutschen, die oft nur unsensibel übersetzen.

Ich habe hier versucht, einige Regeln der Kamelienkultur zusammenzutragen, vermehrt um eigene Erfahrung. Da bei mir im Saarland die Kamelien draußen nur wenig Chancen haben, beschränke ich mich im Wesentlichen auf die Haltung der Kamelien im Kübel. Dies ist auch gerechtfertigt, da es gute Kamelienbücher für die Kultur im Freien bereits gibt.

Über Schädlinge der Kamelien und Kulturfehler wird ein nächstes Heft berichten.