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Nr. 1. -- Mai 1999:  Die Kamelienpest Ciborinia camelliae Kohn


Nachlese im Mai 2000.

   Von den gedruckten Exemplaren des 1. Heftes wurden 350 Stück hergestellt. Gedruckt wurde mit einem HP-Laserjet 4000N, die Farbbilder mit einem HP Deskjet 970 Cxi. Die Druckkosten betrugen knapp 1000 DM, hauptsächlich durch die Farbpatronen.

   Zweihundertdreißig Exemplare wurden an die Mitglieder des ICS, Region Deutschland, kostenfrei verteilt. Dies war möglich durch die großzügigen Spenden der Personen, die dieses Projekt mit Spenden unterstützt haben. Die Spenden haben die Unkosten mehr als getragen, sodaß einige hundert Mark dem ICS-Verband zugekommen sind.

   Alle Pflanzenschutzämter in Deutschland haben kostenfrei ein Exemplar erhalten, einige haben sogar nachbestellt. Eine Tagung der Ämter hatte Ciborinia zum Thema, dazu hatte Kamelien.de das Material geliefert. Inzwischen sind die Ämter mit der Krankheit vertraut und können kompetent reagieren: Ein Verbrennen von befallenen Pflanzen, wie letztes Jahr in Schottland, wird hierzulande wohl kaum passieren. Auf europäischer Ebene werden jetzt Maßnahmen vorbereitet, die angemessen diese neue Krankheit bekämpfen sollen.

   Sehr streng haben die Behörden in der Schweiz reagiert: da Grenzmaßnahmen gegen die Schweiz unmittelbar durchgeführt werden können (kein EU-Land), werden jetzt alle Kamelienbetriebe streng kontrolliert. Dem Vernehmen nach sollte sogar ein Beamter, der einen großen Betrieb am Lago kontrolliert, entlassen werden, da er von sich aus die Ciborinia nicht entdeckt hatte. Dies ist natürlich lächerlich, da zumindest erst mal einer (im Zweifel der Vorgesetzte) zeigen mußte, daß es einen Befall in Europa auch gibt.

   Der Befall von Kameliengärten am Lago Maggiore ist inzwischen amtlich, jedenfalls auf der Schweizer Seite. Aus Italien ist zu hören, daß man sich mit dem Problem wohl beschäftigen müsse.

   Unser Ciborinia Artikel hat viel Lob bekommen, besonders da er zwar sehr deutlich (andere sagen krass) auf die Gefahren hinwies, zum anderen aber auch durch genaues Zeigen der Symptome und die Angabe von Maßnahmen der Ciborinia den Schrecken nimmt: Jeder aufgeklärte Kamelienliebhaber kann jederzeit seine Pflanzen einkaufen, selbst wenn deren Blüten infiziert sind

   Andererseits ist auch viel Kritik laut geworden, als ich daran ging, die Tatsache Ciborinia zu verkünden. Ich verstehe dies, wenn Händler um Ihren Umsatz bangen. Eifrig gerieben hat man sich aber darüber, daß ich den Ausdruck 'Pest' verwandte. Besonders empörte sich ein Funktionär der Deutschen Kameliengesellschaft, der von maßloser Übertreibung, von spektakulären und aufbauschenden Begriffen redet und meine Informationen weitgehend als unseriös, leichtfertig und falsch einstuft. Anstatt nun mein offenes Angebot anzunehmen, bei der Erstellung des Magazins auch korrigierend mitzuwirken, wählte er für seine Kritik die Vereinszeitschrift 'Camellia' 2/99, deren Leser dem nicht folgen konnten, weil sie in der Mehrheit keinen Internetzugang haben (übrigens: unser Internetkritiker auch nicht!). Schlimmer noch die Redaktion, die dieses drucken lässt, mir fällt hierzu der Spruch des Göttinger Mathematikers Hilbert ein, "es gibt Leute, die haben einen Gesichtskreis mit dem Radius Null, und das nennen sie dann Ihren Standpunkt".

   Mit einiger Spannung habe ich diesem Frühjahr entgegengesehen. Das Wissen um Ciborinia ist verbreitet und ich erwartete einige infizierte Blüten. Die Überraschung: es kam keine einzige Meldung, lediglich eine Sendung aus Cornwall. Ich erfuhr allerdings auch, daß eine Blüte einer Pflanze, in Süddeutschland gekauft, befallen war, man habe die Blüte aber verbrannt und sich gründlich die Hände gewaschen. Dr. Linthe, dem ich seinen massiven Gewächshausbefall 1999 als Ciborinia diagnostizierte, hat mit schwarzer Folie, neuer Erde sowie Anwendung mit Contans den Pilz offensichtlich verbannt. Damals gab es in Europa nur ganz wenige Personen, die die Diagnose stellen konnten. Das hat sich gewaltig geändert.

   Somit ist vorläufig ein sehr positives Fazit zu ziehen: Händler und Kunden kennen die Symptome und können damit umgehen, eine gelegentliche Bräune kann als Botrytis erkannt und muß nicht verheimlicht werden. Vielleicht kann der Standort Deutschland Ciboriniafrei gehalten werden, dank der Aufklärung oder wohl mehr dank der 'Gunst' unserer manchmal unwirtlichen Winter.

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