Eine Reise nach Perth
Auf dem I.C.S. Kongress 2001 in Kalifornien bin ich gefragt worden, ob ich nicht nach Perth zum 50 jährigen Jubiläum der australischen Kameliengesellschaft kommen wolle, um dort einen Vortrag zu halten. Ich habe lange überlegt, schließlich kannte ich Perth und Umgebung nur aus Berichten als heiß, staubig und trocken. Was sollte es dort wohl Lohnendes für mich zu sehen geben?. Ich war aber neugierig und sagte zu. Jetzt kam die Frage auf, welches Thema wähle ich? Da mir aus einem früheren Besuch in Australien bekannt war, dass die Australier sich sehr für Geschichte und Kultur in Europa interessieren, entschied ich mich, über alte Kamelien und deren Standorte in Europa zu referieren. Eine schöne Arbeit, den Text zu erstellen, Dias und Papierfotos machen und dann noch die Übersetzung ins Englische. Kurz vor meiner Abreise war es dann geschafft. Am 30.07. ging die Reise los. Flug ab Frankfurt über Singapur nach Perth. Ankunft am 01.08.2002 um 00.50Uhr in Perth.
Reklamation am Morgen hatte keinen Erfolg. Erst am nächsten Tag, nachdem ich gesehen hatte, welch herrliche Aussicht man von der anderen Seite des Hotels auf Perth hatte, konnte ich einen Wechsel durchsetzen. Die Südstadt, in der das Hotel liegt, ist von Perth-City durch den Swan-River getrennt. Er ist hier fast 1000 Meter breit. Die Uferzonen sind beiderseits breite Grünanlagen. Im Westen von Perth liegt der 400 ha große Kings-Park. Eine schöne Anlage, mit Wanderwegen, einem botanischen Garten. Man kann alleine darin auf Entdeckungstour gehen oder auch an geführte Wanderungen Teilnehmen. Diese sind kostenlos. Am Nachmittag des 01. August besuchte ich gemeinsam mit Margaret und Peter Levick diese Anlage. Am Vormittag hatte ich schon die Grünanlagen des Südufers durchwandert. Die Kasuarinen blühten, einige Pelikangruppen standen an den Ufern kleiner Seen.Am Abend Begrüßungsessen im Hotel. Von internationalen Treffen kannte ich schon einige Teilnehmer und fühlte mich nicht so fremd. Die Australier machen es einem sowieso sehr leicht, sich schnell bei ihnen wohl zu fühlen. 02.08.2002 Erster Ausflug ins Grüne Wo war der Staub, die Dürre, die Hitze? Nichts von Allem. Wir fuhren durch eine herrliche grüne Landschaft, blühende Akazien, Erythrina Caffra, Melaleuca und Leptospermum säumten die Straßen. Ich war einfach begeistert und freute mich, dass ich mich entschieden hatte, hierher zu kommen. Unser erstes Ziel waren zwei zusammenliegende Gärten von fast 7000 m2 mit unzähligen verschiedenen Blumen und Pflanzen, nicht zuletzt mit 500 Kamelien und rund 500 Rosen. David und Jean Evans gestalteten ihre Gärten in einer 60 Jahre alten Olivenplantage. Kaffe, Tee und Gebäck ist immer eine freundliche Zugabe durch den Gastgeber. Sie haben leckeres Kleingebäck. Weiter ging es zum botanischen Park Aruelen durch eine Landschaft mit schönen Gärten, Obstplantagen und saftigen Wiesen. Riesige Eukalyptusbäume und –aha!!! Hier also hat ein Buschbrand gewütet, die Stämme der Eukalyptusbäume waren alle schwarz. Doch ich tröstete mich, die Natur hatte sich schon gut erholt. Irrtum! Die schwarze Rinde entsteht ganz natürlich, ohne Feuer. Es war eine schöne Wanderung durch den Park, recht großzügig angelegt, bekamen wir hier auch viele schöne Kamelien zu sehen. Alles wächst recht üppig. An einem reichhaltigen Barbecue konnten wir uns laben und Roy Riddle kredenzte uns köstliche australische Weine. Kaffee und Kuchen holten wir uns bei der Sponsorin des Busses. Das war unsere letzte Station an diesem Tage. Uns wurde eine große Auswahl an Kamelien gezeigt. Ich war stark in Versuchung, mir auch welche zu kaufen. Am Abend hatten wir noch ein kleines ICS-Treffen. Teilnehmer waren: Jane und Ross Hayter, Margaret und Peter Levick, Nancy Swanson sowie Neville Haydon aus Neuseeland und ich. 03.08.2002 Der Vormittag war zur eigenen Verfügung Ich machte einen Bummel durch die City von Perth. Es ist recht angenehm hier durch die Straßen zu schlendern, keine Hektik, schöne Geschäfte und immer wieder Plätze zum Ausruhen. Es ist ein großzügiger Fußgängerbereich mit guten Einkaufsmöglichkeiten. Busse sind hier als öffentliches Nahverkehrsmittel eingesetzt, keine Straßen- S- oder U-Bahnen. Die Eisenbahn ist etwa so, wie unsere S-Bahn. Am Nachmittag wurde das National-Kamelienfest mit einer Blütenschau eröffnet. Klein aber fein! Am Abend trat der Nationalrat der ACRS Inc. Zusammen. Neue Mitglieder wurden in den Rat aufgenommen und alte verabschiedet. Der bisherige Präsident Bill Walker übergab sein Amt an Rob Atkinson. Ich war als Beobachter eingeladen. Mit der Ernennung zum Ehrenmitglied auf Lebenszeit hat man mich überrascht und ich fühlte mich sehr geehrt. In der Pause hatten wir ein leckeres Abendessen. 04.08.2002 Heute wieder Gartenbesuche Zunächst der Garten von Ilda Schorer in Kalamunda. Ein wunderschöner Garten, in dem neben vielen schönen Kamelien auch viele andere interessante Blumen, Sträucher und Bäume zu sehen waren. Leider regnete es. Unser Busfahrer hatte Probleme mit der Kraftstoffzufuhr, so verzögerte sich unsere Weiterfahrt. Peggie und Arthur Ellis warteten auf uns in ihrem schönen Garten mit Getränken und Gebäck. Mittagessen gab es bei David Gliddon. Bei ihm sah ich eine Gordonie in voller Blüte. Schöne Kamelien stehen in seinem Garten. Auch seine Nachbarin Judy Goldfinch zeigte uns ihren Garten. Der Clou in ihrem Garten eine große Chorisie (Kapokbaum). Man könnte fast neidisch werden auf die fruchtbaren, schönen Gärten. Aber auch sie haben ihre Probleme, besonders mit der Bewässerung im Sommer. Abends hatte die Ortsansässigen Kamelienfreunde die auswärtigen Gäste zum Dinner geladen. Mit einigen anderen durfte ich die Gastfreundschaft von Esme und Joan Pashley genießen. 05.08.2002 Vortragstag Um 0930Uhr war ich gleich der Erste, der seinen Vortrag präsentieren durfte. Ich glaube, er ist ganz gut angekommen. Die weiteren Vorträge waren über Pflanzenkrankheiten, Vorbeugungsmaßnahmen und Bekämpfungsmittel. Den Schluss machte ein Gartenexperte, der seine Neuheiten für Australien vorstellte. Am Abend in der Uniting Church Hall fand eine Schulung für Pflanzen und Blütenpreisrichter statt, verbunden mit einem guten Abendessen. Peter Levick, Bill Walker und Barry di Salvia erklärten den Preisrichtern, worauf sie zu achten haben, wie man die Blüten zur Schau stellt und gaben ihnen sonst noch gute Tipps. 06.08.2002 Tagestour Um 0930 Uhr ab in den Bus, heute erstes Ziel der Caversham Wildlife Park. Er liegt in einer Ebene, nicht weit vom Swan Valley. Eine nette kleine Anlage mit den einheimischen Tieren Australiens besetzt. Danach eine Tour durch das Swan Valley, ein reizvolles Tal, nach Guildford zum Mittagessen im ältesten Pub Westaustraliens „The Rose and Crown“. Es gab Suppe, ein Blätterteigbrötchen mit Goulasch und Salat. Ich testete ein im Ort produziertes dunkles Bier. Es schmeckte recht gut. Roy Riddle veranstaltete wieder eine Weinprobe. Die australischen Weine sind recht fruchtig. Nachmittags ein Orientierungsgang durch das Örtchen. Zu sehen gab es ein altes Gefängnis, ein kleines Museum und eine Töpferei. Am Rande des Ortes liegt ein sehr altes Cottage, das Bed and Breakfast anbietet. Großes Abschiedsessen am Abend im Hotel, die Preise für die schönsten Blüten von der Nationalschau wurden vergeben und die Ergebnisse der Ratssitzung bekannt gemacht.
07.08.2002 Ausflug nach Fremantle
Heute war also ein freier Tag für mich und ich begab mich mit dem Bus nach Fremantle. Es ist der älteste Hafen an der Westküste mit noch herrlichen alten Bauten, schönen Parkanlagen, einem kleinen Strand am Indischen Ozean. Von hier gehen die Schiffe in die Welt. Fremantle war auch einmal Ziel des Admirals-Cup. Zurück nach Perth fuhr ich mit der Eisenbahn. Nach einer kleinen Besichtigungstour durch die Stadt, fuhr ich wieder ins Hotel. 08.08.2002 Auf zur Heimreise Morgens noch ein wenig durch den Park wandern und den Ausblick auf das Panorama von Perth-City genießen. Um 1300 Uhr holten mich Esme und Joan Pashley ab und brachten mich zum Flughafen. Der ist zum Glück recht klein, so geht alles recht schnell. Der Heimflug war wieder über Singapur und am 09.08. war ich wieder daheim. Ich bin froh, dass ich diese Reise gemacht habe. Bekam ich doch ein ganz anderes Bild vom Westen Australiens. Auf dem Flug gen Norden über den Kontinent konnte ich dann sehen, dass die Berichte über riesige trockene Gebiete schon stimmten. Jedoch eine Reise im Frühling nach Perth lohnt sich immer. Allein schon wegen der schönen grünen Landschaft und den vielen Blüten. Waldemar Max Hansen |